Magda Egressy: Bis zu meinem Auftritt im letzten Akt - aufgeschrieben von Timo Piecha
Singen und spielen liegen mir im Blut. Ich stamme aus einer ungarischen Musikerfamilie, wurde 1920 in Budapest geboren. Mein Vater war ein namhafter Kapellmeister in Österreich-Ungarn.
Als Kommunist verdächtigt, zog er nach meiner Geburt mit der sechsköpfigen Familie in die Niederlande. Von dort reisten wir nach Berlin, wo ich Deutsch lernte und meine gesangliche Ausbildung erhielt. In Berlin wohnten wir vorübergehend im Hotel "Adlon"- zusammen mit den Künstlergrößen der Goldenen Zwanziger Jahre. Diese Begegnungen prägten mich für mein ganzes Leben. Ich tanzte der Marika Röck auf den Füßen herum und saß dem Gründgens auf dem Schoß ...
Mit dem Ausbruch der Revolution 1956 waren wir in Ostdeutschland nicht mehr sicher und beschlossen unsere Flucht.
Nach meiner letzten Arie verschwand ich als "Königin der Nacht" aus der "Zauberflöte" und aus Dessau. Begleitet von Georg und Toma fuhr ich nach Ost-Berlin. Dort nahmen wir die U-Bahn in den Westteil der Stadt. Unter meinem Mantel trug ich meine Opernkostüm und mein Mann hatte die Aktentasche mit seinen Kompositionen bei sich. Mehr besaßen wir nicht. ...